Golem stiller Bruder : Roman

Pressler, Mirjam, 2007
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Medienart Buch
ISBN 978-3-407-81021-2
Verfasser Pressler, Mirjam Wikipedia
Systematik 832 - Ab 14
Schlagworte Prag, histor Jugendbücher
Verlag Beltz und Gelberg
Ort Weinheim
Jahr 2007
Umfang 372 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Mirjam Pressler
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Anita Ruckerbauer;
Die alte jüdische Legende um die künstliche Lehmfigur neu erzählt. (ab 12) (JE)

Schon immer hat die Sage um den Golem, hebräisch für Ungeformtes, aber auch für Embryo, eine willen- und seelenlose Figur aus Lehm, geschaffen um 1600 vom berühmten Rabbi Löw, die Fantasie der Menschen beflügelt. So entstanden auch verschiedene Versionen der Geschichte, am bekanntesten wurde wohl die von Gustav Meyrink.
Nun hat sich Mirjam Pressler des alten Sagenstoffes angenommen. Nachdem der Vater von einer Handelsreise nicht mehr zurückkehrt, wird der fünfzehnjährige Jankel im Haus des berühmten Rabbi Löw aufgenommen, der in dem Ruf steht, über große magische Fähigkeiten zu verfügen. Josef ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Denn Josef ist kein Mensch - er wurde von Rabbi Löw aus Lehm erschaffen, einzig zu dem Zweck, die Juden zu beschützen. Und Schutz haben sie auch dringend nötig, denn auch im Prag um 1600 ist der Antisemitismus mit seinen menschenverachtenden Auswirkungen allgegenwärtig. Anfangs hat Jankel Angst vor Josef, der von den anderen wie ein Gebrauchsgegenstand behandelt wird, doch allmählich entwickelt er Zuneigung zu der Lehmkreatur, die diese sogar zu erwidern scheint. Als aber für Josef die Stunde der Bewährung kommt, verliert der Rabbi die Kontrolle über seine Schöpfung.
In poetischen und farbenfrohen Bildern beschreibt Mirjam Pressler das Leben im jüdischen Ghetto mit seinen Gässchen und Märkten, Handwerkern und Händlern. Während die Bedrohung durch den Antisemitismus, angeheizt durch die Hasspredigten eines Jesuitenpriesters, sehr gut vermittelt wird, liegt über anderen Teilen der Geschichte fast so etwas wie ein Weichzeichner, was sie deshalb zwar auch für jüngere LeserInnen geeignet macht, ihr aber etwas von der urwüchsigen Kraft nimmt, die diesen Sagenstoff über die Jahrhunderte hinweg so interessant machte. Vielen ist der Golem ein Begriff, doch die wenigsten kennen die Geschichte - deshalb ist das Buch auch allen Erwachsenen zu empfehlen.

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Von Frankensteins Monster bis hin zu popkulturellen Versionen wie der "Rocky Horror (Picture) Show" reicht die Bandbreite an von Menschen erschaffenen künstlichen Wesen. Selten gehen diese Geschichten gut aus. So ist es auch in einer sehr alten Variante des Motivs, der jüdischen Legende vom Golem, die hier aufgegriffen wird. Die Kapitel werden jeweils abwechselnd als Ich-Erzählung des 15-jährigen Jankel und in Außensicht erzählt: Als er im Prag des beginnenden 17. Jahrhunderts bei seinem Großonkel, dem Rabbi Löw, unterkommt, entdeckt Jankel bald, dass der stumme Synagogendiener Josef ein Golem, ein willenloser, aus Lehm erschaffener Mensch ist. Als es zu immer brutaleren Übergriffen gegen die jüdische Bevölkerung kommt, ist der Golem zunächst ein mächtiger Schutz - doch dann geraten seine Kräfte außer Kontrolle

-Lektorix-
Von Frankensteins Monster bis hin zu popkulturellen Versionen wie der "Rocky Horror (Picture) Show" reicht die Bandbreite an von Menschen erschaffenen künstlichen Wesen. Selten gehen diese Geschichten gut aus. So ist es auch in einer sehr alten Variante des Motivs, der jüdischen Legende vom Golem, die hier aufgegriffen wird. Die Kapitel werden jeweils abwechselnd als Ich-Erzählung des 15-jährigen Jankel und in Außensicht erzählt: Als er im Prag des beginnenden 17. Jahrhunderts bei seinem Großonkel, dem Rabbi Löw, unterkommt, entdeckt Jankel bald, dass der stumme Synagogendiener Josef ein Golem, ein willenloser, aus Lehm erschaffener Mensch ist. Als es zu immer brutaleren Übergriffen gegen die jüdische Bevölkerung kommt, ist der Golem zunächst ein mächtiger Schutz - doch dann geraten seine Kräfte außer Kontrolle
Von Frankensteins namenlosem Monster bis hin zu dessen popkultureller Version in der Rocky Horror Picture Show reicht die Bandbreite an fiktiven, von Menschen erschaffenen künstlichen Wesen. Selten gehen diese Geschichten gut aus - und so ist es auch in einer sehr alten Variante dieses Motivs, der jüdischen Legende vom Golem, die bereits seit dem 12. Jahrhundert überliefert wird. Von ihr erzählt die renommierte Autorin Mirjam Pressler in ihrem neuen Roman für Jugendliche. Die Kapitel werden jeweils abwechselnd als Ich-Erzählung des fünfzehnjährigen Protagonisten Jankel und in Außensicht erzählt. Da seine Tante, die sich bislang um ihn und seine Schwester gekümmert hat, schwer erkrankt ist, schlägt sich Jankel von seinem Heimatdorf ins Prag des beginnenden 17. Jahrhunderts durch und findet bei seinem Großonkel, dem berühmten Rabbi Löw, Unterschlupf. Bald entdeckt er, dass mit Josef, dem stummen Synagogendiener, der im Dachgeschoß des Hauses lebt, etwas nicht stimmt: Er ist ein Golem, ein aus Lehm erschaffener künstlicher Mensch, der die Befehle seines Herren willenlos ausführt. Doch während der Golem in anderen literarischen Darstellungen vor allem als furchteinflößendes, schreckliches Wesen fungiert, akzentuiert Pressler ihre Geschichte anders: Obwohl Jankel anfangs zutiefst erschrocken ist, entwickelt er nach und nach Sympathie für Josef. In der zunehmend aufgeheizten antisemitischen Stimmung, in der es immer öfter zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung kommt, ist der Golem mit seinen übermenschlichen Kräften zunächst eine Beschützerfigur bis seine Kräfte außer Kontrolle geraten. Pressler bleibt in den Grundzügen ihrer Geschichte sehr nah an der ursprünglichen Legende und findet doch durch ihre jugendlich-naive Hauptfigur einen ganz eigenständigen Tonfall. Aus Jankels Sicht erzählt, erhält die existentielle Bedrohung, der die Menschen im jüdischen Viertel durch perfide Verleumdungen, aber auch zunehmend durch Gewalttaten ausgesetzt sind, besondere Eindringlichkeit. Sehr gelungen erscheint darüber hinaus die Einbeziehung von zahlreichen Elementen aus dem jüdischen Glauben und Alltag, die stimmig in die Handlung integriert werden.
*STUBE* Kathrin Wexberg

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